Der KuhBlog

Von wegen blöde Ziege!

03.07.2017
Horngeschichten mit Ziege

Hier meldet sich Annabelle, von Beruf Milchziege, also gewissermaßen eine Kollegin der Blog-Kuh Sophia. Denn auch wir Ziegen haben Hörner, über die es zu berichten lohnt. Doch nicht nur das, wir sind auch Charaktertiere! Wenn Menschen uns den Freiraum und die Möglichkeiten bieten, uns voll auszuleben und unserem Bewegungsdrang zu folgen, können wir zeigen, was wir drauf haben. Wir sind intelligent, neugierig, kletterfreudig, verschmust aber auch skeptisch, vorsichtig und manchmal sogar schüchtern. Es lohnt sich also uns individuell kennen zu lernen und genau zu beobachten: es gibt viel zu entdecken.

Der Meinung sind auch Werner und Martina Haase vom Leitzachtaler Ziegenhof. Da bin ich – Annabelle – nämlich zu Hause, umgeben von einem tollen Bergpanorama mit Blick auf den Breitenstein. Sowas gibt es im Brandenburger Flachland bei Sophia nicht…

ZiegenherdeKörner sind was für Vögel - wir lieben Heu & Gras  Bild: Werner Haase

Etagen-Futter

Natürlich sind wir kleiner als Kühe – dadurch auch etwas wendiger und auf jeden Fall sehr kletterbegabt! Verschiedene Ebenen und ständiger Zugang zu einem Laufhof oder Wiese sind für uns enorm wichtig, sodass wir laufen und springen können. Beim Futter sind wir schon sehr wählerisch, böse Zungen würden behaupten „zickig“. Denn wir suchen natürlich erst die Leckerbissen raus, die auf Maulhöhe wachsen. So zählen Gräser und Gehölze zu unseren Futter-Favoriten. Dabei wissen wir instinktiv, was uns gut tut. Unser Futter ist gleichzeitig auch eine Art Apotheke für uns – wenn wir vielfältige Gräser und Kräuter zur Auswahl haben, können wir uns selbst gesund erhalten und vital bleiben. Das fühlt sich viel besser an, als mit Eiweiß-Kraftfutter vollgestopft zu werden, so ein Einheitsbrei. Über etwas gequetschten Hafer freuen wir uns aber auch, ein Gaumenschmaus!

Unsere Hörner bleiben dran

Genau wie die Kühe haben auch wir Hörner – prächtige Hörner! Die wissen wir auch zu nutzen, im Herdenverband machen wir damit unsere Rangposition klar: Hörner bedeuten doch mehr Respekt. Unsere schön geschwungenen Hörner sind auch prima für die eigene und gegenseitige Fellpflege. Es ist tragisch, dass nicht alle Menschen verstehen, dass wir – Ziegen wie Kühe gleichermaßen – unsere Hörner brauchen, um vital zu sein und richtig gute Milch zu geben, die dann zu tollen Produkten weiterverarbeitet wird. Enthornung ist da der falsche Weg! Bei uns Ziegen klappt die Züchtung auf Hornlosigkeit glücklicherweise nicht so gut, denn sie führt oftmals zur Ausbildung eines Korkenzieher-Penis und viele zwittrige Nachkommen werden geboren. Beides wirkt sich negativ auf die Weiterzüchtung aus. Daher hat sich die hornlos-Zucht bei Ziegen zum Glück nicht weit verbreitet und die meisten Zicklein kommen noch mit Hornanlagen zur Welt.

Ziegenherde im PanoramaAuslauf und gesunde Ziegen gehören zusammen  Bild: Werner Haase

Aus dem Tag einer Ziege

Ich finde meinen Alltag als Ziege ganz entspannt. Um sechs Uhr morgens ist die erste Melkzeit, danach so gegen sieben Uhr gibt es für uns alle im Stall Futter. Dafür werden wir eine Stunde im Fressgitter fixiert, das ist gut so, denn sonst würden die schwächeren Herdenmitglieder von den stärkeren durch Fressneid weggeboxt und bekämen nicht so viel Futter. Durch dieses neue Fütterungssystem ist unsere Herde viel ruhiger geworden, satte Bäuche sind gut für das Ziegen-Gemüt. Jede Ziege hat gleich viel Zeit, um Heu und Hafer zu fressen – der Hafer stammt übrigens von einem benachbarten Bauern und schmeckt erstklassig. Nach der Fresszeit ist Laufzeit – auf der Weide oder dem Laufhof, wie jede Ziege will. Unsere Kitze laufen für zwei Monate bei ihren Mutterziegen mit und lernen so, wie man sich in einer knapp 70-köpfigen Herde anständig benimmt. Am Nachmittag gegen 16Uhr ist dann unsere zweite Melkrunde angesetzt und danach geht es auf die Weide, bevor wir uns zur Nachtruhe alle im Stall einfinden.

Was wird dann aus der Milch?

Unsere Milch wird von Werner und Martina Haase hier auf dem Hof direkt zu Frisch- und Schnittkäse sowie Käse nach Feta-Art weiterverarbeitet. Den gibt es dann in einem kleinen Hofladen zu kaufen, frische Ziegen-Milch natürlich auch. Was ich so über den Weidezaun mithören kann, sind die einkaufenden Menschen ziemlich zufrieden mit den Produkten – das macht uns natürlich ziemlich stolz, denn wir sind ja der Ursprung für diese wunderbaren Lebensmittel.

Werner und Martina Hase            "Wie der Hof läuft, kommt auf die Einstellung der Betriebsleiter an: Werner und Martina Haase"
Bild: Petra Wähning

Neben der Milch geben wir natürlich auch Mist – und der ist, egal ob mit Kuhmist gemischt oder kompostiert, hervorragender Dünger für den Acker! Unsere Hörner finden wohl auch in den biodynamischen Präparaten Anwendung, allerdings habe ich das selbst noch nicht beobachten können.
Ihr seht also, wir Ziegen sind richtige Alleskönner!

03.07.2017
Von wegen blöde Ziege!
Der KuhBlog

Hier meldet sich Annabelle, von Beruf Milchziege, also gewissermaßen eine Kollegin der Blog-Kuh Sophia. Denn auch wir Ziegen haben Hörner, über die es zu berichten lohnt. Doch nicht nur das, wir sind auch Charaktertiere! Wenn Menschen uns den Freiraum und die Möglichkeiten bieten, uns voll auszuleben und unserem Bewegungsdrang zu folgen, können wir zeigen, was wir drauf haben. Wir sind intelligent, neugierig, kletterfreudig, verschmust aber auch skeptisch, vorsichtig und manchmal sogar schüchtern. Es lohnt sich also uns individuell kennen zu lernen und genau zu beobachten: es gibt viel zu entdecken.

Der Meinung sind auch Werner und Martina Haase vom Leitzachtaler Ziegenhof. Da bin ich – Annabelle – nämlich zu Hause, umgeben von einem tollen Bergpanorama mit Blick auf den Breitenstein. Sowas gibt es im Brandenburger Flachland bei Sophia nicht…

ZiegenherdeKörner sind was für Vögel - wir lieben Heu & Gras  Bild: Werner Haase

Etagen-Futter

Natürlich sind wir kleiner als Kühe – dadurch auch etwas wendiger und auf jeden Fall sehr kletterbegabt! Verschiedene Ebenen und ständiger Zugang zu einem Laufhof oder Wiese sind für uns enorm wichtig, sodass wir laufen und springen können. Beim Futter sind wir schon sehr wählerisch, böse Zungen würden behaupten „zickig“. Denn wir suchen natürlich erst die Leckerbissen raus, die auf Maulhöhe wachsen. So zählen Gräser und Gehölze zu unseren Futter-Favoriten. Dabei wissen wir instinktiv, was uns gut tut. Unser Futter ist gleichzeitig auch eine Art Apotheke für uns – wenn wir vielfältige Gräser und Kräuter zur Auswahl haben, können wir uns selbst gesund erhalten und vital bleiben. Das fühlt sich viel besser an, als mit Eiweiß-Kraftfutter vollgestopft zu werden, so ein Einheitsbrei. Über etwas gequetschten Hafer freuen wir uns aber auch, ein Gaumenschmaus!

Unsere Hörner bleiben dran

Genau wie die Kühe haben auch wir Hörner – prächtige Hörner! Die wissen wir auch zu nutzen, im Herdenverband machen wir damit unsere Rangposition klar: Hörner bedeuten doch mehr Respekt. Unsere schön geschwungenen Hörner sind auch prima für die eigene und gegenseitige Fellpflege. Es ist tragisch, dass nicht alle Menschen verstehen, dass wir – Ziegen wie Kühe gleichermaßen – unsere Hörner brauchen, um vital zu sein und richtig gute Milch zu geben, die dann zu tollen Produkten weiterverarbeitet wird. Enthornung ist da der falsche Weg! Bei uns Ziegen klappt die Züchtung auf Hornlosigkeit glücklicherweise nicht so gut, denn sie führt oftmals zur Ausbildung eines Korkenzieher-Penis und viele zwittrige Nachkommen werden geboren. Beides wirkt sich negativ auf die Weiterzüchtung aus. Daher hat sich die hornlos-Zucht bei Ziegen zum Glück nicht weit verbreitet und die meisten Zicklein kommen noch mit Hornanlagen zur Welt.

Ziegenherde im PanoramaAuslauf und gesunde Ziegen gehören zusammen  Bild: Werner Haase

Aus dem Tag einer Ziege

Ich finde meinen Alltag als Ziege ganz entspannt. Um sechs Uhr morgens ist die erste Melkzeit, danach so gegen sieben Uhr gibt es für uns alle im Stall Futter. Dafür werden wir eine Stunde im Fressgitter fixiert, das ist gut so, denn sonst würden die schwächeren Herdenmitglieder von den stärkeren durch Fressneid weggeboxt und bekämen nicht so viel Futter. Durch dieses neue Fütterungssystem ist unsere Herde viel ruhiger geworden, satte Bäuche sind gut für das Ziegen-Gemüt. Jede Ziege hat gleich viel Zeit, um Heu und Hafer zu fressen – der Hafer stammt übrigens von einem benachbarten Bauern und schmeckt erstklassig. Nach der Fresszeit ist Laufzeit – auf der Weide oder dem Laufhof, wie jede Ziege will. Unsere Kitze laufen für zwei Monate bei ihren Mutterziegen mit und lernen so, wie man sich in einer knapp 70-köpfigen Herde anständig benimmt. Am Nachmittag gegen 16Uhr ist dann unsere zweite Melkrunde angesetzt und danach geht es auf die Weide, bevor wir uns zur Nachtruhe alle im Stall einfinden.

Was wird dann aus der Milch?

Unsere Milch wird von Werner und Martina Haase hier auf dem Hof direkt zu Frisch- und Schnittkäse sowie Käse nach Feta-Art weiterverarbeitet. Den gibt es dann in einem kleinen Hofladen zu kaufen, frische Ziegen-Milch natürlich auch. Was ich so über den Weidezaun mithören kann, sind die einkaufenden Menschen ziemlich zufrieden mit den Produkten – das macht uns natürlich ziemlich stolz, denn wir sind ja der Ursprung für diese wunderbaren Lebensmittel.

Werner und Martina Hase            "Wie der Hof läuft, kommt auf die Einstellung der Betriebsleiter an: Werner und Martina Haase"
Bild: Petra Wähning

Neben der Milch geben wir natürlich auch Mist – und der ist, egal ob mit Kuhmist gemischt oder kompostiert, hervorragender Dünger für den Acker! Unsere Hörner finden wohl auch in den biodynamischen Präparaten Anwendung, allerdings habe ich das selbst noch nicht beobachten können.
Ihr seht also, wir Ziegen sind richtige Alleskönner!