Der KuhBlog
Die Kuh ist kein Klimakiller
21.08.2017Jetzt im Hochsommer ist es uns viel zu heiß! Unsere Wohlfühltemperatur liegt zwischen -7 und 16°C. Daher kommen wir leicht in Hitzestress, wenn es zu warm oder die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist und auch kein erfrischendes Lüftchen geht – deshalb finden wir die UN-Klimaziele echt kuhl.
Trotzdem werden wir – unfairer Weise – als Klimakiller bezeichnet. Eine Frechheit, nur weil wir Rülpsen und dabei Methan freisetzen. Zugegeben, Methan ist klimarelevanter als Kohlendioxid. Doch schlimm ist das nur, wenn Kühe in Massen* in Stallanlagen gehalten werden und dann auch noch extra Ackerfutter für sie produziert wird, wofür Wälder gerodet und fruchtbare Flächen verbraucht werden. Und um mal deutlich zu machen, was für eine Schweinerei im Gegensatz dazu die Verwendung von Kunstdünger ist: dabei wird Lachgas freigesetzt und das ist mehr als 300-mal schädlicher als Kohlendioxid. Wer ist jetzt der Klimasünder?
Keine Klimakiller – sondern Klimaschützer!
Denn wenn wir artgerecht gehalten werden und das fressen dürfen, was uns gut tut und wofür wir gemacht sind, helfen wir sogar, das Klima zu schützen. Die Tierärztin und Mediatorin Dr. Anita Idel hat zu diesem Thema ein Buch geschrieben. Ich habe sie gefragt, wie es zu der Meinung „Die Kuh ist ein Klimakiller“ kommt:
Warum kommen viele Studien zu dem Schluss, Rinder seien schlechte Futterverwerter?
„Diese Studien kommen aufgrund des unwissenschaftlichen Studiendesigns zwangsläufig zu diesem Ergebnis. Denn Rinder werden in diesen Studien nicht in einem Wiederkäuer-gemäßen System bewertet – und somit nicht an dem, was sie gut können, nämlich Gras verdauen. Stattdessen werden sie in den Studien intensiv mit Kraftfutter gefüttert. Das dieses vom Alles-Esser Mensch sowie von den Alles-Fressern Schwein und Geflügel wesentlich besser verstoffwechselt werden kann, ist bekannt, bevor die Studien beginnen. Es geht somit um das Studiendesign und damit verbunden um die Systemgrenzen.
Das gilt insbesondere für Studien, die ihre Messungen auf die emittierte Methanmenge pro Kilogramm Milch beschränken: Dann schneidet die 10.000 Liter Kuh besser ab als zwei Kühe mit je 5.000 Litern und die 12.000 Liter Kuh besser als die 10.000 Liter Kuh.“
Was spricht dann für die 5.000 Liter Kuh?
„Bezüglich der Klimarelevanz ergibt sich das Gegenteil, wenn die Systemgrenzen nicht unangemessen eng gesetzt werden und insbesondere das für die Milchleistung jeweils notwendige Kraftfutter berücksichtigt wird: Im Falle der 5.000 Liter Kuh genügt Gras von der Dauerweide, auf sehr gutem Weideland ist regional sogar mehr möglich. Aber wesentlich höher leistende Kühe sind in Nahrungskonkurrenz zum Menschen auf Ackerfutter angewiesen.
So provozieren Landnutzungsänderungen – Grünlandumbruch und Abholzung – den weltweit größten Beitrag zum Klimawandel. In der Landwirtschaft ist es der Einsatz von synthetischem Stickstoffdünger. Dabei wird Lachgas freigesetzt, das mehr als 300-mal so relevant für das Klima ist wie CO2. Zu den weiteren klimarelevanten Folgen der intensiven Milchproduktion zählt, dass man Kühe eben nicht gleichzeitig auf höchste Milchleistung und auch mehr Muskelansatz – also Fleischmenge – züchten kann. Außer in der Zweinutzungszucht müssen deshalb parallel neben den Hochleistungskühen extra Fleischkühe gehalten werden.
Verantwortbare Wissenschaft muss diese systemrelevanten Emissionen umfassend berücksichtigen.
Darüber hinaus haben Rinder das Potenzial durch nachhaltige Beweidung das Wurzelwachstum zu fördern und so zum Humusaufbau und damit verbunden zur Kohlenstoffspeicherung beizutragen.“
Fazit: Kühe brauchen Gras!
Lasst uns Kühe wieder auf die Weide! Wir können Standorte nutzen, von denen ihr Menschen nicht satt werdet und auch erodierte Ackerböden wieder revitalisieren. In nachhaltigen Beweidungssystemen machen wir den Menschen keine Nahrungskonkurrenz. Durch unsere Beweidung werden Lebensräume für Vögel, Bienen und Co erhalten – ein wertvoller Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt!
*Weltweit werden zur Zeit ca. 990 Millionen Rinder gehalten, das ist mehr, als für Klima und Umwelt verträglich ist. Demeter setzt sich für eine deutliche Reduktion der Tierhaltung ein, da die Produktion tierischer Lebensmittel oft sehr ressourcenintensiv ist. Tierhaltung dort, wo sie in den Betriebsorganismus sinnvoll eingebunden ist, nutzt "Nebenprodukte" wie minderwertiges Getreide, Kleegras aus der vielfältigen Fruchtfolge, etc. Weidehaltung von Rindern ist für die Erhaltung des Grünlandes - was auch wiederum Kohlenstoff bindet - und der damit verbundenen biologischen Vielfalt sehr nützlich. Der Kuhmist wirkt auch auf dem Acker positiv auf die Bodenfruchtbarkeit. Das heißt, wir Menschen müssen unsere Ernährungsgewohnheiten ändern, auch für unsere Gesundheit: Die Basis unseres täglichen Essens muss pflanzenbasiert sein. Milch, Eier und Fleischprodukte lieber in guter Qualität, dafür in Maßen genießen. Nur so wäre es zudem möglich, die Weltbevölkerung ökologisch zu ernähren. Eine vielseitige, gesunde, lebendige und schmackhafte Ernährung hängt nicht am täglichen Burger oder Steak, sondern an neuen Ideen, Frische, Qualität und guter Zubereitung!
Jetzt im Hochsommer ist es uns viel zu heiß! Unsere Wohlfühltemperatur liegt zwischen -7 und 16°C. Daher kommen wir leicht in Hitzestress, wenn es zu warm oder die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist und auch kein erfrischendes Lüftchen geht – deshalb finden wir die UN-Klimaziele echt kuhl.
Trotzdem werden wir – unfairer Weise – als Klimakiller bezeichnet. Eine Frechheit, nur weil wir Rülpsen und dabei Methan freisetzen. Zugegeben, Methan ist klimarelevanter als Kohlendioxid. Doch schlimm ist das nur, wenn Kühe in Massen* in Stallanlagen gehalten werden und dann auch noch extra Ackerfutter für sie produziert wird, wofür Wälder gerodet und fruchtbare Flächen verbraucht werden. Und um mal deutlich zu machen, was für eine Schweinerei im Gegensatz dazu die Verwendung von Kunstdünger ist: dabei wird Lachgas freigesetzt und das ist mehr als 300-mal schädlicher als Kohlendioxid. Wer ist jetzt der Klimasünder?
Keine Klimakiller – sondern Klimaschützer!
Denn wenn wir artgerecht gehalten werden und das fressen dürfen, was uns gut tut und wofür wir gemacht sind, helfen wir sogar, das Klima zu schützen. Die Tierärztin und Mediatorin Dr. Anita Idel hat zu diesem Thema ein Buch geschrieben. Ich habe sie gefragt, wie es zu der Meinung „Die Kuh ist ein Klimakiller“ kommt:
Warum kommen viele Studien zu dem Schluss, Rinder seien schlechte Futterverwerter?
„Diese Studien kommen aufgrund des unwissenschaftlichen Studiendesigns zwangsläufig zu diesem Ergebnis. Denn Rinder werden in diesen Studien nicht in einem Wiederkäuer-gemäßen System bewertet – und somit nicht an dem, was sie gut können, nämlich Gras verdauen. Stattdessen werden sie in den Studien intensiv mit Kraftfutter gefüttert. Das dieses vom Alles-Esser Mensch sowie von den Alles-Fressern Schwein und Geflügel wesentlich besser verstoffwechselt werden kann, ist bekannt, bevor die Studien beginnen. Es geht somit um das Studiendesign und damit verbunden um die Systemgrenzen.
Das gilt insbesondere für Studien, die ihre Messungen auf die emittierte Methanmenge pro Kilogramm Milch beschränken: Dann schneidet die 10.000 Liter Kuh besser ab als zwei Kühe mit je 5.000 Litern und die 12.000 Liter Kuh besser als die 10.000 Liter Kuh.“
Was spricht dann für die 5.000 Liter Kuh?
„Bezüglich der Klimarelevanz ergibt sich das Gegenteil, wenn die Systemgrenzen nicht unangemessen eng gesetzt werden und insbesondere das für die Milchleistung jeweils notwendige Kraftfutter berücksichtigt wird: Im Falle der 5.000 Liter Kuh genügt Gras von der Dauerweide, auf sehr gutem Weideland ist regional sogar mehr möglich. Aber wesentlich höher leistende Kühe sind in Nahrungskonkurrenz zum Menschen auf Ackerfutter angewiesen.
So provozieren Landnutzungsänderungen – Grünlandumbruch und Abholzung – den weltweit größten Beitrag zum Klimawandel. In der Landwirtschaft ist es der Einsatz von synthetischem Stickstoffdünger. Dabei wird Lachgas freigesetzt, das mehr als 300-mal so relevant für das Klima ist wie CO2. Zu den weiteren klimarelevanten Folgen der intensiven Milchproduktion zählt, dass man Kühe eben nicht gleichzeitig auf höchste Milchleistung und auch mehr Muskelansatz – also Fleischmenge – züchten kann. Außer in der Zweinutzungszucht müssen deshalb parallel neben den Hochleistungskühen extra Fleischkühe gehalten werden.
Verantwortbare Wissenschaft muss diese systemrelevanten Emissionen umfassend berücksichtigen.
Darüber hinaus haben Rinder das Potenzial durch nachhaltige Beweidung das Wurzelwachstum zu fördern und so zum Humusaufbau und damit verbunden zur Kohlenstoffspeicherung beizutragen.“
Fazit: Kühe brauchen Gras!
Lasst uns Kühe wieder auf die Weide! Wir können Standorte nutzen, von denen ihr Menschen nicht satt werdet und auch erodierte Ackerböden wieder revitalisieren. In nachhaltigen Beweidungssystemen machen wir den Menschen keine Nahrungskonkurrenz. Durch unsere Beweidung werden Lebensräume für Vögel, Bienen und Co erhalten – ein wertvoller Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt!
*Weltweit werden zur Zeit ca. 990 Millionen Rinder gehalten, das ist mehr, als für Klima und Umwelt verträglich ist. Demeter setzt sich für eine deutliche Reduktion der Tierhaltung ein, da die Produktion tierischer Lebensmittel oft sehr ressourcenintensiv ist. Tierhaltung dort, wo sie in den Betriebsorganismus sinnvoll eingebunden ist, nutzt "Nebenprodukte" wie minderwertiges Getreide, Kleegras aus der vielfältigen Fruchtfolge, etc. Weidehaltung von Rindern ist für die Erhaltung des Grünlandes - was auch wiederum Kohlenstoff bindet - und der damit verbundenen biologischen Vielfalt sehr nützlich. Der Kuhmist wirkt auch auf dem Acker positiv auf die Bodenfruchtbarkeit. Das heißt, wir Menschen müssen unsere Ernährungsgewohnheiten ändern, auch für unsere Gesundheit: Die Basis unseres täglichen Essens muss pflanzenbasiert sein. Milch, Eier und Fleischprodukte lieber in guter Qualität, dafür in Maßen genießen. Nur so wäre es zudem möglich, die Weltbevölkerung ökologisch zu ernähren. Eine vielseitige, gesunde, lebendige und schmackhafte Ernährung hängt nicht am täglichen Burger oder Steak, sondern an neuen Ideen, Frische, Qualität und guter Zubereitung!